Einrad Marathon in Düsseldorf ist Geschichte

Einrad Marathon in Düsseldorf ist Geschichte
„Alle Einräder stehen still…“

Nachdem bei allen 12 Austragungen des Düsseldorfer Marathons auch die Einradfahrer ihren eigenen Wettbewerb ausgetragen haben wird diese attraktive Sportveranstaltung ab 2015 leider und unverständlicherweise nicht mehr stattfinden.

Der offizielle Veranstalter dieses Wettbewerbes, der RMSV Frisch auf Düsseldorf e. V., hatte im ganzen Jahr 2014 eine Vielzahl von Gesprächen mit den verschiedensten Politikern, Ämtern und Institutionen geführt, um diesen Wettbewerb weiter veranstalten zu können. Hierbei hat der Verein nur Zustimmung von allen Seiten erhalten, lediglich der Veranstalter des Lauf-Marathons, Herr Jan Henning Winschermann, hat seine Zustimmung, anders als in den 12 Jahren vorher, verweigert.
Nicht nachvollziehbar ist dabei vor allem, dass auch keine der offiziellen Stellen, die diesen Wettbewerb mit Sponsoren- und Steuergeldern überhaupt erst möglich machen, in der Lage oder bereit waren, Herrn Winschermann auch nur zu einem Gespräch zu bewegen, um zumindest die Möglichkeiten einer Fortsetzung zu diskutieren. Die städtischen Vertreter waren auch nicht bereit, die finanzielle Unterstützung von Bedingungen abhängig zu machen. Herr Winschermann betrachtet diese Sportveranstaltung als seine Privatveranstaltung, über die nur er alleine entscheidet und wo er keine Einmischung akzeptiert. Diese Meinung wird von der Stadt sogar geteilt. Die Stadt fühlt sich wohl von ihm abhängig, um eine solche Veranstaltung zu organisieren, man meint hier „alternativlos“ zu sein.

Der kleine Verein RMSV Frisch auf Düsseldorf e. V. hat es bereits seit 10 Jahren geschafft, diesen Wettbewerb als offizielle Internationale Deutsche Meisterschaft auszurichten. Jedes Jahr gab es ein größeres Starterfeld, insgesamt haben mittlerweile 600 Einrad-Spezialisten aus 23 Ländern teilgenommen, ein Drittel kamen aus dem Ausland, 10 % aus Übersee.
Da weltweit nur in Düsseldorf ein Einrad-Stadt-Marathon ausgetragen wird, kommen Starter extra aus Australien, Brasilien, USA, Kanada oder Mexiko auf eigene Kosten nach Düsseldorf, um an diesem einzigartigen Wettbewerb teilzunehmen.
Alle vier Einrad-Marathon Weltrekorde wurden mittlerweile in Düsseldorf aufgestellt, unter den Teilnehmern sind viele Weltmeister und nationale Meister. Selbst die Düsseldorfer Sportler konnten mehrfach ihren Wettbewerb gewinnen und sogar Weltrekorde aufstellen. Der Wettbewerb stand unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeistern und Bürgermeistern, die den Startschuss gaben und bei der Siegerehrung Preise und Meistertrikots überreichten. Das deutsche Fernsehen hat mehrfach über diese Veranstaltung (anders als über den Lauf-Marathon!) berichtet. Auch im Ausland wurden Fernsehberichte gesendet und in der Lokalpresse der Teilnehmer die Veranstaltung hervorgehoben.

Nicht nachvollziehbar ist, dass es überhaupt keinen plausiblen Grund gibt, diese Veranstaltung nicht weiterzuführen. In keinem Jahr gab es irgendwelche Probleme, immer neue Auflagen zur Optimierung wurden vom RMSV akzeptiert.
Als eigentlicher Grund wurde vor einem Jahr die Herausnahme des Handbike-Marathons aus der Trophy-Gesamtwertung angeführt, obwohl dies mit dem Einradwettbewerb überhaupt keinen Zusammenhang hat.
Die Handbiker starten jetzt eine Woche später beim Hamburg-Marathon. Nach der bereits früher erfolgten Einstellung des Inline-Scater-Marathons werden in 2015 jetzt erstmals überhaupt keine „lauffernen Wettbewerbe“ mehr im Düsseldorf-Marathon ausgetragen.
Damit treten auch weniger Sportler an und zahlen dementsprechend auch kein Startgeld mehr. Alleine bei den Einradfahrern fehlen die Startgelder für fast 100 Sportler, die komplett an den Lauf-Veranstalter gingen, da die Zeitmessung und die Pokale der Einradfahrer vom RMSV selbst bezahlt werden mussten!

Nur weil es eine einzelne Person so will, wird also auch noch die letzte verbliebene Sportveranstaltung mit einer globalen Alleinstellung in Düsseldorf aufgegeben, nachdem vorher bereits die Tennis-Mannschafts-WM und der Stadt-Skilanglauf Weltcup eingestellt wurden.
Aus der vom früheren visionären OB Erwin initiierten „Sportstadt Düsseldorf“, der auch den ersten Düsseldorf-Marathon angeregt und sogar daran teilgenommen hatte, ist nur noch ein „Sportstädtchen“ oder eine „Sport-Kleinstadt“ übrig geblieben. Obwohl OB Geisel selbst begeisterter Marathon-Läufer ist, konnte oder wollte auch er diese nicht nachvollziehbare Entscheidung jetzt nicht revidieren.

Auf der Pressekonferenz des METRO GROUP Marathons am 19. Januar beklagt sich jetzt der Veranstalter Winschermann darüber, dass die finanzielle Zukunft des Düsseldorf-Marathons nicht weiter gesichert ist.
Er versucht, hierfür dem schlechten Image der Landeshauptstadt in der Welt die Schuld zu geben. Würde er selbstkritisch sein bisheriges Marathon-Konzept überdenken, käme er zu anderen Schlussfolgerungen.
War es in den letzten Jahren sinnvoll, mit viel Geld, auch aus Steuergeldern, ostafrikanische Läufer der B- oder C-Klasse zu einem Start in Düsseldorf zu bewegen, nur damit sich der Veranstalter mit deren Laufzeiten schmücken kann, um in seinem eigenen Marathon-Ranking andere Städte zu übertrumpfen? Mit der Einwohnerzahl und Zugkraft von Megastädten wie New York, London, Paris oder Berlin kann Düsseldorf nun einmal nicht konkurrieren. Weltklasse-Topathleten ziehen daher einen ihrer 2 bis 3 Starts/a in einer dieser Metropolen immer einem Start in Düsseldorf vor. Mit diesen Städten in direkte Konkurrenz treten zu wollen und hieraus ein fehlendes Image von Düsseldorf abzuleiten ist zumindest naiv. Erfolge sind auch hier nur teilweise käuflich, überfordern aber eine kleinere Stadt eher als eine Metropole. Düsseldorf sollte vielmehr versuchen, sich eine geeignete Nische zu suchen (u. a. auch durch die Integration einen Einrad-Marathons mit globaler Alleinstellung) als in einen ungleichen Wettbewerb mit immer übermächtigen Wettbewerbern einzusteigen.

Wie ein erfolgreicher Marathon aussehen kann, macht z. B. Köln vor: Statt teure Ostafrikaner einzufliegen versucht man, die Teilnehmerzahl und damit die Start- und Sponsorengelder  zu erhöhen, indem man, anders als in Düsseldorf auch einen Halbmarathon anbietet, der deutlich mehr Starter anzieht als die puristische 42,195 km Distanz für (nur ca. 2500) Einzelläufer. Mit einer Breitensportveranstaltung können mehr Teilnehmer angelockt werden als mit einem teuren Vorlauf von Afrikanern. Werden dann auch noch die „lauffremden“ Starter in Düsseldorf ausgeladen geht die Teilnehmerzahl nochmals um vielleicht 400 Starter (und damit die Startgebühren) weiter nach unten. Wenn dann eine solche Veranstaltung mit viel mehr Teilnehmern noch im WDR-Fernsehen übertragen wird, sieht er darin eine Bevorzugung von Köln und nicht ein Scheitern des eigenen Konzeptes.

Wie man mit demselben Image der Stadt Düsseldorf eine erfolgreiche Sportveranstaltung auch organisieren kann, sieht man am jungen Triathlon-Wettkampf im Medienhafen. Hier ist sogar schon der Olympiasieger Frodeno an den Start gegangen! Hier werden viele Sportler angesprochen, auch viele Breitensportler. Der RMSV versucht deshalb jetzt, sich in diese Sportveranstaltung einzuklinken und nicht, am Beispiel der Handbiker, Düsseldorf in Richtung Hamburg oder Berlin zu verlassen.

„Alle Einräder stehen still nur weil Winschermann es will!“